10×15 cm Einzelabzüge – Teil 1: Austellung Elly Clarke Photography
10×15 cm Einzelabzüge – Teil 1
Elly Clarke
27.11.2008 – 29.11.2008
clarkegallery@gmail.com
Ausverkauf des Archivs
Martha Wilson: Hast Du was dagegen wenn Du einen Tritt in den Hintern von mir bekommst dafür, dass Du Dein Archiv verkaufst?
Elly Clarke: Kannst Du gern machen;) Aber eigentlich geht es nur um die Abzüge im Format 10×15 cm. Ich habe immer noch die Negative, und in den meisten Fällen auch die Scans. ‘Authentische’ ‘Unikate’ sind interessant, gerade im Zeitalter des Digitalen. Außerdem will ich bei meinem Nächsten Umzug in den 4. Stock nicht mehr so viel schleppen müssen. Ich finde es auch schöner wenn meine Fotos an den Wänden der Leute gesehen werden, statt in der Schublade zu verstauben. Und natürlich mag ich die Idee, Einzelabzüge zu einem sehr erschwinglichen Preis zu verkaufen.
Heutzutage werden die allermeisten Fotos gar nicht mehr abgezogen. Ein Abzug ist ein körperliches Objekt. Und das hat seine Grenzen. Es kann nur von einer begrenzten Anzahl von Leuten gesehen werden. Es reist nur so weit, wie es getragen wird. Und dabei kann es verloren gehen, oder beschädigt werden.
Wenn ein Foto abgezogen wird, ist das, weil jemand es ausgewählt hat, außerhalb des Computerbildschirms weiter zu bestehen. Der Übergang zum physikalischen Objekt ist ein bewusster Akt. Das macht einen Fotoabzug, vielleicht noch mehr als früher, zu einem Fetisch.
Ich mache es auf die altmodische Art und Weise. Meistens benutze ich eine Leica M6 und Kleinbildnegativfilm. Alle meine Filme werden entwickelt und auf 10×15 cm abgezogen. Verglichen mit viel größeren Digitaldrucken könnte man meinen, diese Größe sei nicht sehr interessant. Aber ich finde sie aufregend. Weil heutzutage überhaupt nur noch so wenige Fotos abgezogen werden, nimmt man, wenn man dann doch mal welche haben will, meistens größere Formate. 10×15 cm Fotos fangen gerade an, altmodisch auszusehen. Sie erinnern an die guten, alten Tage. An Staub, an Schubladen voll mit nutzlosen Dingen, die keinen Nutzen mehr haben, aber die man aber aufgrund ihres sentimentalen Werts auch nicht wegwerfen kann.
Diese Ausstellung zeigt 27 Einzelabzüge, ausgewählt aus Fotos die ich in diesem Jahr in folgenden Ländern aufgenommen habe: England, Indien, Wales, Kroatien, Frankreich, Italien, und natürlich Deutschland, wo ich diesen Sommer hingezogen bin.
Ab Freitag dem 28. November sind alle Fotos zusätzlich auf der flickr-Seite der Clarke Gallery zu sehen (http://www.flickr.com/photos/clarkegall ery/), wo sie ein größeres Publikum erreichen können. Über die nächsten Monate werde ich ab und zu neue Zusammenstellungen von Fotos veröffentlichen, um sie auch über diese Art und Weise an den Mann zu bringen.
Mich interessiert das Zusammenbringen von real körperlicher und computergestützter Kommunikation, und was das bedeutet für persönliche Beziehungen, die Gemeinschaft, das eigene Selbstbild, das persönliche Archiv und die Geschichte.
Einige Orte an denen ich noch nie war (2003), gezeigt in der Küche, ist eine Auswahl von Dias die von meinem Vater auf seinen Reisen zwischen 1950 und 1980 aufgenommen wurden. Sie wurden erst 1999, nach seinem Tod, entdeckt.
Elly Clarke
Elly Clarke hat einen BA in Kunstgeschichte von der Kunsthochschule Leeds, und einen MA vom Central St Martins College in London. Ihre Arbeiten wurden gezeigt u.a. im Kiasma Museum, Helsinki, Museum of Modern Art, Moscow, London Gallery West (London), Globe Hub (Newcastle), Seven Seven (London) und The Other Gallery (Banff, Alberta, Canada).