Mit villa nueva schaffe ich einen konkreten Ort in Berlin und im Internet, in dem ich die verschiedenen Ansätze, Blindheit als bereichernde und nützliche Form des Sehens aufbereitet zur Verfügung zu stellen, integriere.
Ich habe die Hälfte meines bisherigen Lebens visuell perfekt gesehen; seit ich 18 Jahre alt bin, erlebe ich die Welt und das Leben aus der blinden Perspektive. Dieser radikale Switch mitten im Leben hat mir viele wertvolle Fragen gestellt, die ich nach und nach als existenziell für ein pures und freudevolles Leben identifizierte. Diese beiden Perspektiven erlauben mir Einblicke in Zusammenhänge und Wertegerüste, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte und die ich gerne teilen möchte.
Grundsätzlich existiert eine große Lücke zwischen der Neugier gegenüber Blindheit und der Angst vor dem, was Blindheit für jeden Einzelnen bedeutet und was sie in jedem auslöst. Und auch wenn sich dies mit meiner eigenen Erfahrung deckt, ist es bedauerlich, denn dadurch schöpfen beide Formen des Sehens bei Weitem nicht die Möglichkeiten aus, voneinander zu profitieren.
Blindheit ist für mich eine Art zu sehen – nicht ihr Gegenteil – und bewegt sich in derselben Dimension wie das visuelle Sehen. Beides sind Formen des Sehens und können sich zu einer ganzeren Weise zu sehen ergänzen.
In einer Welt, in der die schnellste und risikoärmste Form der Informationsaufnahme – das visuelle Sehen – auffällig dominiert und uns oft überreizt, kann die blinde Perspektive schnelle und intensive Effekte erzielen. Dies geschieht durch:
- das Erleben von Ruhe und Entschleunigung
- das Erkennen von dem, was hinter dieser Schnelligkeit und den vielen Reizen zu sehen ist
- durch das (Re) aktivieren eigener überdeckter und ungenutzter Ressourcen
- und sie kann dir das für dich Wesentliche aufzeigen.
Diese spezielle Vorgehensweise, denn es handelt sich um mehr als eine Sichtweise, basiert auf tiefem Vertrauen, ich nenne es blindes Vertrauen. Dadurch wird es möglich, sich auf eine schnelle und effektive, nämlich auf eine heuristische Form der Informationsverarbeitung des ganzen relevanten eigenen Systems einzulassen, statt sich nur des sehr viel begrenzteren Verstandes zu bedienen.
Mit „interactive mapping“ habe ich dies für Führungsanforderungen und -aufgaben expliziert. Es handelt sich dabei um einen Gegenentwurf zu den gewohnten Formen der Interaktion. Diese beziehen sich auf Repräsentationen, also auf bereits existierende Vorstellungen der Objekte und deren Beziehungen zueinander. Treten wir beispielsweise mit einer blonden 25 jährigen Frau im kurzen Kleid in Kontakt, so geschieht dies meistens nicht mit dieser Person, sondern mit unseren Vorstellungen und Erwartungen über diese Frau. Diese Karte über unsere mentalen Erwartungen wird überwiegend visuell konstruiert und aktiviert, so dass uns Bilder als die notwendige Voraussetzung für Interaktionen erscheinen. Dies drückt sich beispielsweise in der erstaunten Frage aus, wie ich eigentlich träume. Die Vorstellung, Informationen zu verarbeiten und Erfahrungen zu machen, ohne diese zu sehen, scheint sehr schwer möglich.
Mit „interactive mapping“ präsentiere ich eine höchst effektive und bereichernde Alternative.