Als Physiotherapeutin im Uniklinikum liebte ich es, meine Patienten auf dem Weg der Regeneration und Genesung zu begleiten. Doch etwas fehlte mir immer.
Meine Teamleitung wurde schwanger und es wurde eine Nachfolgerin gesucht. Mit der Übernahme dieser Stelle und den damit verbundenen Lehr- und Leitungsaufgaben erschloss sich mir meine eigentliche Berufung. Durch das Schreiben von Leitlinien, Schulungsmaterialien, Patientenflyern und die interdisziplinäre Zusammenarbeit für die Forschung erfüllte ich mein Bedürfnis nach einer nachhaltigeren Einflussnahme mit größerer Reichweite.
Es verband sich dadurch, das, was ich liebe (das Schreiben), mit dem, was mich fasziniert (die Medizin).
Mit knapp sechs Jahren brachte ich meinen Papa vor Freunden und Verwandten in Verlegenheit. Ich beobachtete damals, dass mein Vater eine besondere Bartfarbe hatte, nachdem ich eine Dokumentation über Tiere gesehen hatte. Also stellte ich lauthals, vor versammelter Mannschaft fest: „Papa, du hast ja einen grünen Bart, wie ein Faultier!“
Heute habe ich gelernt, wann und wie man die Dinge anspricht. Ich habe meine Grenzen und die meines Umfeldes ausgetestet und eine feinfühligere und diplomatischere Kommunikation erlernt. Doch die Gabe, die Dinge um mich herum zu beobachten, um sie dann direkt und glasklar auszusprechen, die ist geblieben.
Diese ist auch die Art, wie ich schreiben möchte. Klar, authentisch, ohne Verschnörkelung und rosarote Brille – unverblümt. Meine Worte beschreiben die Dinge, wie sie sind, was man erwarten kann und was sich wirklich hinter einer Sache verbirgt.