Introducing Berlin: Spandau Carsten Grajek
- Perfil Carsten Grajek
- Entradas
- Red
- Contacto
Alles Grün und Blau in Spandau!
„Wann ist ein Mann ein Mann?“ Das hat sich ja bekanntlich bereits Herbert Grönemeyer 1984 gefragt. Für mich ist diese Frage während meines Besuches in dem „Museum für Bundeswehr“ in Spandau aktueller und präsenter als je woanders. Ich betrachte die Exponate, ironischerweise kalt und effizient wirkende Stahlflugzeuge – für mich die „Symbole der Männlichkeit“ schlechthin – und mir kommt in den Sinn, dass ich schon als kleiner, soft-femininer Junge lieber mit Puppen gespielt und Kleider angezogen habe, als dass ich mit Flugzeugen oder Autos spielte. Ich habe damals damit rumexperimentiert und ich fühlte mich wohl dabei, ohne darüber nachzudenken ob dies Jungs nun machen dürfen oder nicht. In meinem jungen Erwachsenenalter wurde dann meine (Männer-) rolle in der Gesellschaft definitiv durch mein weiches Erscheinungsbild beeinflusst. Ich hatte eine hohe Stimme, keinen Bartwuchs und kaum vorhandene Muskulatur. Bei der Bundeswehr wurde ich dann „überraschenderweise“ direkt ausgemustert… Funny observation in Bezug auf Militär: Lady Di cruiste hier tatsächlich 1985 durch die Straßen der alten britischen Kaserne in der Wilhelmstadt. Vor der „General-Steinhoff-Kaserne“ fällt mir auf, dass meine Beziehung besonders zu autoritären Männern, wegen meiner gesammelten Erfahrungen kompliziert zu sein scheint, denn ich setze mich aufgrund meines Werdegangs mit klassischen Rollenbildern ganz anders auseinander, als es scheinbar die Männer hier vor Ort tun und finde oft schwer einen „kleinsten gemeinsamen Nenner“ mit ihnen, was ich sehr bedaure…
Ich laufe weiter durch den Bezirk und befinde mich an der „Zitadelle“. Diese ist eine der bedeutenden und besterhaltenen Festungen der Hochrenaissance in Europa und gehört neben „Fort Hahneberg“, die „Burgwallschanze“ und Reste der „Teltower Brückschanze“ zur „Festung Spandau“. Die „Zitadelle“ befindet sich nordöstlich der „Spandauer Altstadt“ am gegenüberliegenden Havelufer im Berliner Ortsteil Haselhorst. Kern der Anlage ist eine mittelalterliche Burg, von der noch Bergfried und Palas erhalten sind, sowie eine komplette Festung um sie herum, erbaut in den Jahren 1559–1594. Es ist eine beeindruckende Anlage, welche Menschen für Jahre Schutz, Sicherheit und Halt gab. Eine Festung komplett aus warmen Ziegelsteinen gefertigt und nicht aus Stahl und Beton. Sie wirkt beruhigend auf mich und zeigt mir im Außen, dass beides – Wärme und Schutz – zusammen vereint möglich ist…
Es sind scheinbar Fähigkeiten und Werte die ich mit „Mann sein“ verknüpft habe. Attribute wie Führungskraft, Schutz und Stärke. Diese wiederum sind aber – meiner Meinung nach – keine geschlechtsspezifischen Kompetenzen und beruhen auch nicht auf Biologie, sondern einzig auf Erfahrung, Erziehung und Mut. Demnach lohnt es sich für mich gar nicht ein Männerbild zu definieren. Ich bleibe meinem Ideal treu: „Vom Körper her Harald und im Kopp Chantal!“ Ich verlasse den Bezirk mit der stillen Hoffnung in einer Welt leben zu können, in der viel zu veraltete, stagnierte Rollenbilder keine Rolle mehr spielen und nicht einfach drauf los verurteilt wird. Ich nehme dafür mutig den alltäglichen Kampf, als Mensch zu sein wie man ist, in Angriff. Liebe und lebe dich selber!
Der Bezirk lehrt mich: „Beeing a bad motherfucker doesn’t make you a man!“